Bürgermeister von Malatya
Der Begründer der deutschen „Bethesda“- Blindenmission in Malatya, Ernst Christoffel, schrieb über Mustafa Azizoğlu: „Er war der Bürgermeister [Belediye Reisi] Malatias und entstammte einem vornehmen Geschlecht, das vor längerer Zeit aus Bagdad eingewandert war. (…) Mustafa Agha war ein alter Freund Bethesdas. Seit Beginn der Arbeit hatte er dieselbe protegiert. In vielen schwierigen Lagen hatte er sich für uns und unsere Arbeit eingesetzt, so besonders zur Zeit der Adana-Massaker im Jahre 1909. Auch in Malatia sollten damals Christen und Missionare massakriert werden. Damals sagte Mustafa Agha zu mir: ‚So lange ich lebe, geschieht euch nichts.‘ Allerdings stand, wie später bekannt wurde, auf der Liste der vor dem allgemeinen Massaker zu Ermordenden sein Name noch vor dem unsern. – Die verhältnismäßig ruhige Entwicklung Bethesdas bis zum Ausbruch des Weltkrieges wäre ohne sein tätiges Wohlwollen nicht denkbar gewesen, und wir haben es stets als Freundlichkeit Gottes angesehen, dass unsere Arbeit solche Freunde hatte“ (Christoffel, Ernst: Aus dunklen Tiefen: Erlebnisse eines deutschen Missionars in Türkisch-Kurdistan während der Kriegsjahre 1916-1918. Berlin-Friedenau: Christliche Blindenmission im Orient e.V., 1921, S. 64). Während der Deportationen von 1915 besaß Mustafa Ağa keine offiziellen Befugnisse, um Armenier zu schützen oder ihre Lage zu mildern. Es ist aber bekannt, dass er armenische Familien über längere Zeiträume hinweg versteckt hat.
Immer wieder versuchte Mustafa Ağa, den damaligen stellvertretenden Leiter der “Bethesda”-Missionsstation, Ernst Bauernfeind (der Schwager Ernst Christoffels), über bevorstehende Deportationen und Massaker zu warnen (vgl. ausführlicher unter http://www.aga-online.org/texts/malatia.php?locale=de), so dass wir einen Teil der Dokumentation dieses Verbrechens in der Region ihm verdanken.
Armenische Kirche in Malatya-Arapgir, vor dem Genozid
(1) | Gavur = Erniedrigende Bezeichnung für Nichtmuslime |