(1883, Giresun – 2. April 1923, Ankara)
Als Befehlshaber irregulärer nationalistischer Einheiten an der Schwarzmeerküste seit 1915 und als Bürgermeister in seiner Geburtsstadt Giresun (1918) war der im Balkankrieg fußverletzte „lahme“ Osman einer der Hauptverantwortlichen am Genozid an den Pontos-Griechen (1916-1922). Osman, der 1921- 23 auch Mustafa Kemals Leibwache befehligte, wird als „der Schlächter von Armeniern und Pontosgriechen“ (türk.: Ermeni ve Pontos Rumları Kasabı) im Schwarzmeergebiet bezeichnet.
Der ihm zugesprochene Titel eines „Helden des Befreiungskriegs“ (türk.: İstiklal Savaşı Kahramanı) ist völlig ungerechtfertigt. Die „New York Times“ berichtete unter dem Titel „700,000 Greeks Victims of Turks” – “700.000 Griechen Opfer der Türken“ – am 10. Juli 1921 über Osmans Verbrechen: “Der notorisch mörderische Chef, Osman Agha, traf am zweiten Tag des Bayram in Samsun ein (…), seine Ankunft durch die Ermordung von zehn Griechen ankündigend.
Nachdem er anschließend die Lager der American Tobacco Company umstellt hatte, nahm er sämtliche griechischen Angestellten, etwa 800 an der Zahl, fest und ließ sie mit unbekanntem Ziel deportierten. Danach wurde das griechische Viertel umstellt und 1.500 weitere Griechen festgenommen und in das Landesinnere deportiert. Die Bevölkerung von 30 weiteren Dörfern des Samsun-Gebiets wurde während des Abtransports zu ihrem Exil massakriert. (…)
Weitere Dörfer, die sich dem Deportationsbefehl widersetzten, wurden von den Türken in Brand gesteckt und ihre Einwohner ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht getötet. Die amerikanische Kommission, die zu diesem Ort fuhr, berichtete diese Verbrechen und brachte verbrannte Knochen mit, die dem türkischen Statthalter gezeigt wurden“ (a.a.O., S. 4).
Osmans Kult ist jüngeren Datums bzw. geht im Wesentlichen auf Kenan Evren und das Jahr 1983 zurück. Nachdem Osman 1923 den Parlamentsabgeordneten von Trabzon, Ali Şükrü, erschossen hatte, versuchte ihn reguläres Militär festzunehmen. Osman widersetzte sich seiner Verhaftung und wurde bei dem folgenden Schusswechsel getötet. Er wurde posthum enthauptet und sein Körper vor dem türkischen Parlamentsgebäude aufgehängt.
Orte, die nach Topal Osman benannt wurden:
Straßen:
Topal Osman Caddesi
- Gebze-Ulus Mahallesi
- İstanbul-Sancaktepe, Eyüp Sultan Mahallesi
- Kocaeli- Çayırova
Gasse:
Topal Osman Sokak
- Istanbul-Sancaktepe, Hilal Mahallesi
Das Ehrengrab Topal Osmans befindet sich in einem Gesamtkomplex, bestehend aus dem eigentlichen Grab, einem Museum sowie einem Denkmal. Die Anlage gilt als der ganze Stolz Giresuns.