(Kemal Bey, Landrat -Kaymakam – des Landkreises Boğazlıyan in Yozgat)
(1885, Beirut – 10. April 1919, İstanbul)
Mehmet Kemal Bey bekleidete in der Endphase osmanischer Herrschaft wichtige regionale Ämter. Als am 27. Mai 1915 das Gesetz zur Deportation der Armenier (türk.: Tehcir Kanunu) erlassen wurde, war er der Kaymakam (Landrat) des Landkreises (Kaza) Boğazlıyan im Bezirk Yozgat der Provinz Angora (Ankara); ab dem 5. August 1915 übernahm er das höhere Amt eines Mutasarrif (Statthalters) des Sancak (Bezirks) Yozgat, nachdem sich der bisherige Amtsinhaber Cemal Bey nicht gefügig genug gezeigt hatte. Innerhalb der Provinz Angora besaß der Landkreis Boğazlıyan die höchste armenische Bevölkerungsdichte (etwa 40,000 Armenier in 48 Dörfern). Nachdem die über 12 Jahre alten Männer dieses Gebiets weitgehend unter Kemals direkter Aufsicht deportiert und in einem „Schlachthof für Jugendliche“ in Hacιlar massakriert worden waren, organisierte er unweit des Dorfes Keller ein großes Massaker an Zehntausenden völlig wehrloser Frauen, Kinder und Greise, die mit Messern, Säbeln und Äxten niedergemacht wurden. Die Bevölkerung umliegender tscherkessischer und Kizilbaschen-Dörfer wurde zur Plünderung der armenischen Dörfer eingeladen. Nachdem die Irregulären unter Kemals Befehl auf diese Weise täglich an die fünf armenische Dörfer des Landkreises entvölkert hatten, wandte sich Kemal der armenischen Bevölkerung der Stadt Yozgat zu. Insgesamt trägt er Schuld für die Vernichtung von 62.000 Armeniern des Sancak Yozgat.
1919 wurde Kemal Bey dem Kriegsgericht vorgeführt. In seiner Verteidigung beteuerte er am 29. März 1919, „als ein Staatsbediensteter gehandelt und als Beamter seine Aufgabe erfüllt und somit auch kein schlechtes Gewissen zu haben“. Er wurde trotzdem wegen Massaker und Plünderungen (Art. 170 und 171 des osmanischen Kriegs-Strafgesetzes) zum Tode verurteilt, und das Urteil wurde am 10. April 1919 auf dem Beyazit-Platz in Istanbul vollstreckt. Es ist bekannt, dass die Bevölkerung, die in diesen Tagen durch Meldungen über seine Unschuld und „die Hinrichtung zum Gefallen fremder Nationen“ aufgehetzt wurde, Rache geschworen haben soll.
Auf Veranlassung Mustafa Kemals (Atatürk) wurde den Kindern von Kemal Bey eine lebenslange Rente zuerkannt. Auf der Grundlage des Sondergesetzes von 1926 wurden seiner Familie zwei Etagenwohnungen aus dem beschlagnahmten Besitz deportierter Armenier gewährt.
Seinem Vermächtnis entsprechend wurde Kemal Bey auf dem Friedhof Kuşdili in Istanbul-Kadiköy beigesetzt. 1973 wurde sein Grab durch die Vereinigung der Diplomatenanwärter (türk.: Mülkiyeliler Birligi) restauriert und mit dem Titel „Nationaler Märtyrer“ (türk.: Milli Şehit) versehen. Die Grabstätte wurde zum Ehrendenkmal erklärt.
Kuşdili Friedhof in Istanbul-Kadiköy: „Betet für den Kaymakam von Boğazlıyan, Kemal Bey, der für die Nation und das Vaterland zum Märtyrer wurde.”
Kemal Bey, der durch einen Erlass der Nationalversammlung (Millet Meclisi der nationalistischen Gegenregierung zu Ankara) bereits am 10.10.1922 zum „Märtyrer der Nation“ (türk.: şehid-i milli, heute: Milli Şehit) erklärt wurde, wird bis heute eine Ehre zuteil, die er auf keinen Fall verdient hat.
Das Boğazlıyan-Lyzeum wurde 1945 als Mittelschule eröffnet und 1966 durch eine Oberschule ergänzt. Erst 2010 wurde sie umbenannt in „Anatolisches Lyzeum Kaymakam Kemalbey zu Boğazlıyan‘
(türk.: Boğazlıyan Kaymakam Kemalbey Lisesi).
Außerdem befinden sich in Boğazlıyan eine Grundschule sowie ein Stadtviertel, die seinen Namen tragen.
An die werte Presse und unsere Freunde:
Wir erwarten Ihre Anwesenheit an der Versammlung, die wir zum Gedenken an den Nationalen Märtyrer Kemal Bey, Kaymakam von Boğazlıyan, am 90. Jahrestag seiner Hinrichtung veranstalten. Hochachtungsvoll,
Hüseyin Sözlü
Bürgermeister von Ceyhan
PROGRAMM:
1. Vorstellung
2. Schweigeminute und Nationalhymne
3. Koran-Lesung und Gebet
4. Rede des Bürgermeisters von Ceyhan, Hüseyin Sözlü, über die Bedeutung dieses Tages
5. Wer ist der Nationale Märtyrer Kaymakam Kemal Bey?